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anarchist black cross berlin

ARCHIV EZLN
aus den bergen des mexikanischen südostens.

das geheime revolutionäre indigene komitee - generalkommandantur der zapatistischen armee, im sechsten monat, das heißt im juni des jahres 2005


www.ezln.org
ZAPATISTISCHE ARMEE DER NATIONALEN BEFREIUNG

SECHSTE ERKLÄRUNG AUS DER SELVA LACANDONA


Dies ist unser einfaches Wort
I - VON DEM WAS WIR SIND
II - WO WIR JETZT SIND
III - WIE WIR DIE WELT SEHEN
IV - WIE WIR UNSER LAND SEHEN
V - WAS WIR TUN WOLLEN


VI.- WIE WIR DAS TUN WOLLEN

Und dies ist also unser einfaches Wort, das sich an die bescheidenen und einfachen Menschen in Mexiko und auf der ganzen Welt richtet, und dieses Wort nennen wir jetzt:

DIE SECHSTE ERKLÄRUNG AUS DEM LAKANDONISCHEN URWALD

Und hier sind wir, um das mit unserem einfachen Wort zu sagen:

Die EZLN bleibt ihrem Versprechen, den Waffenstillstand einzuhalten, weiterhin verpflichtet und wird keinerlei Angriffe gegen Regierungsstreitkräfte ausführen oder offensive militärische Bewegungen vornehmen.

Die EZLN bleibt weiterhin ihrem Versprechen verpflichtet, auf dem Weg des politischen Kampfes zu bestehen, durch diese friedliche Initiative, die wir jetzt vorschlagen. Daher ist die EZLN auch weiterhin entschlossen, keine geheimen Beziehungen irgendeiner Art mit nationalen oder internationalen politisch-militärischen Organisationen herzustellen.

Die EZLN bekräftigt ihre Verpflichtung, die indigenen zapatistischen Gemeinden, aus denen sie besteht und die ihre oberste Führung sind, zu verteidigen, zu unterstützen und ihnen zu gehorchen, und, ohne in ihre internen demokratische Prozesse einzugreifen, mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Stärkung ihrer Autonomie, der guten Regierung und der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen beizutragen. Das heißt, was wir in Mexiko und auf der ganzen Welt tun werden, wird ohne Waffen erfolgen, durch eine zivile und friedliche Bewegung, und ohne unsere Gemeinden zu vernachlässigen oder ihnen die Unterstützung zu entziehen.

Aus diesem Grund . . .

Weltweit . . .

1. - Wir werden mehr Beziehungen des Respekts und der gegenseitigen Unterstützung mit Personen und Organisationen knüpfen, die gegen den Neoliberalismus und für die Menschlichkeit Widerstand leisten und kämpfen.

2.- Im Bereich unserer Möglichkeiten werden wir Materialien wie Nahrungsmittel und Kunsthandwerk an die Brüder und Schwestern schicken, die auf der ganzen Welt kämpfen.

Für den Anfang werden wir uns von der Junta der Guten Regierung von La Realidad den Lastwagen ausleihen, der "Chompiras" heißt und angeblich eine Ladekapazität von 8 Tonnen hat, und ihn mit Mais und vielleicht zwei 200-Liter-Containern Benzin oder Petroleum beladen, je nachdem, was ihnen lieber ist, und das alles bei der Kubanischen Botschaft in Mexiko abliefern, damit sie es an das kubanische Volk als Unterstützung von den Zapatisten für ihren Widerstand gegen die nordamerikanische Blockade schicken. Oder vielleicht können wir das auch an einem nähergelegenen Ort abliefern, weil Mexiko Stadt immer so weit weg ist und "Chompiras" bis dorthin auseinanderfallen könnte, und dann könnten wir unser Versprechen nicht einhalten. Aber das geht sowieso erst nach der Ernte, weil die Felder jetzt noch grün sind, und falls wir nicht angegriffen werden, denn in den nächsten Monaten könnten wir nur unreife Maiskolben verschicken, und daraus werden keine guten Tamales, also warten wir besser damit bis November oder Dezember, je nachdem.

Und wir werden auch eine Übereinkunft mit unseren Frauenkooperativen erzielen, die Kunsthandwerk machen, um eine gute Anzahl Stickereien an die Europas zu schicken, die vielleicht nicht mehr Union sind, und vielleicht schicken wir auch organischen Kaffee von den zapatistischen Kooperativen, damit sie ihn verkaufen können und so ein wenig Geld für ihren Kampf gewinnen. Und wenn er nicht verkauft wird, können sie immer noch über einer Tasse Kaffee über den antineoliberalistischen Kampf plaudern, und wenn es etwas kälter wird, können sie sich mit den zapatistischen Stickereien zudecken, die sehr gut halten, sogar wenn sie mit der Hand und einem Stein gewaschen werden, und außerdem nicht abfärben.

Und den indigenen Brüdern und Schwestern aus Bolivien und Ecuador werden wir auch ein wenig nicht-genmanipulierten Mais schicken; wir wissen zwar nicht, wo wir ihn abgeben können, damit er richtig ankommt, aber wir sind trotzdem bereit, diese kleine Unterstützung zu leisten.

3.- Und allen Männern und Frauen, die auf der ganzen Welt Widerstand leisten, sagen wir, dass weitere interkontinentale Treffen stattfinden müssen, mindestens noch eins. Vielleicht im Dezember dieses Jahres, oder im nächsten Januar, das muss noch überlegt werden. Wir möchten den Zeitpunkt nicht genau festlegen, weil wir uns alle gemeinsam über das 'wo', 'wann', 'wie' und 'wer' einig werden sollten. Aber nicht mit einer Tribüne, auf der Wenige sprechen und die Anderen zuhören, sondern ohne Tribüne, ein Treffen, das völlig eben ist und bei dem alle sprechen, aber der Reihe nach, denn ansonsten gibt es nur Geschrei und man kann kein Wort verstehen, und wenn es gut organisiert ist, können alle zuhören und sich so die Worte des Widerstandes der Anderen notieren, um sie danach mit ihren Compañeros und Compañeras in ihren Ländern zu besprechen. Und wir denken, dass es an einem Ort stattfinden sollte, an dem es ein sehr großes Gefängnis gibt, denn wenn sie uns unterdrücken und einsperren wollen, und dann wären wir nicht nur einfach ein großer Haufen Gefangener, sondern wir wären gut organisiert und könnten dann im Gefängnis das Interkontinentale Treffen für die Menschlichkeit und gegen den Neoliberalismus fortsetzen. Später werden wir Ihnen erzählen, was wir tun können, um uns darüber zu einigen, wie wir uns einigen wollen. Gut, das ist also was wir denken, das wir auf der ganzen Welt tun wollen. Es folgt nun . . .



In Mexiko ...

1.- Wir werden weiterhin für die indigenen Völker Mexikos kämpfen, aber nicht mehr nur für sie und mit ihnen, sondern mit allen Ausgebeuteten und Enteigneten Mexikos, mit ihnen allen und im ganzen Land. Und wenn wir alle Ausgebeuteten Mexikos sagen, dann meinen wir damit auch die Brüder und Schwestern, die gezwungen waren, in die Vereinigten Staaten zu gehen und dort Arbeit zu suchen, um zu überleben.

2.- Wir werden direkt und ohne Vermittler oder Mittelsmänner mit den einfachen und bescheidenen mexikanischen Menschen sprechen und ihnen zuhören, und je nachdem was wir hören und lernen, werden wir gemeinsam mit diesen Menschen, die wie wir einfach und bescheiden sind, ein landesweites Kampfprogramm erarbeiten, aber ein Programm, das eindeutig linksgerichtet sein wird, das heißt antikapitalistisch bzw. antineoliberalistisch, das heißt für die Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit für das mexikanische Volk.

3.- Wir werden versuchen, eine andere Art der Politik zu errichten oder wieder zu errichten, eine Art, die wieder von dem Geist erfüllt sein soll, den Anderen zu dienen, ohne materielle Interessen, mit Opfer, mit Hingabe, mit Ehrlichkeit, die ihr Wort hält, deren einzige Belohnung darin besteht, ihre Pflicht erfüllt zu haben, das heißt so, wie es früher die linken Militanten gemacht haben, die sich weder von Schlägen noch Gefängnis oder Tod aufhalten ließen, und schon gar nicht von Dollarscheinen.

4.- Wir werden auch versuchen, einen Kampf zu wecken, um die Schaffung einer neuen Verfassung zu fordern, mit neuen Gesetzen, die die Forderungen des mexikanischen Volkes berücksichtigen, die da lauten: Behausung, Land, Arbeit, Ernährung, Gesundheitswesen, Bildung, Information, Kultur, Unabhängigkeit, Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden. Eine neue Verfassung, die die Rechte und Freiheiten des Volkes anerkennt und den Schwachen gegen den Starken verteidigt.

AUS DIESEM GRUNDE....

Die EZLN wird eine Delegation ihrer Führung entsenden, um diese Arbeit auf dem gesamten nationalen Gebiet und auf unbestimmte Zeit durchzuführen. Diese zapatistische Delegation wird, gemeinsam mit den Organisationen und Personen der Linken, die sich dieser Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald anschließen, an die Orte gehen, an die wir ausdrücklich eingeladen werden.

Wir erklären ebenfalls, dass die EZLN eine Politik der Allianz mit Organisationen und Bewegungen betreiben wird, die nicht parteigebunden sind und sich in Theorie und Praxis als links definieren, in Einklang mit den folgenden Bedingungen:

Keine Übereinkünfte zu treffen, die von oben nach unten aufgezwungen werden, sondern nur Übereinkünfte zu erzielen, um gemeinsam zuzuhören und die Empörung zu organisieren; keine Bewegungen zu gründen, die später hinter dem Rücken derer, die sie gemacht haben, verhandelt werden, sondern immer die Meinungen der Teilnehmer zu berücksichtigen; nicht nach Geschenken, Positionen, Vorteilen, öffentlichen Posten der Macht oder jener, die sie anstreben, zu suchen, sondern sich jenseits der Wahlkalender zu bewegen; nicht zu versuchen die Probleme unserer Nation von oben zu lösen, sondern VON UNTEN UND FÜR UNTEN eine Alternative zur neoliberalen Zerstörung zu errichten, eine linke Alternative für Mexiko.

Ja zum gegenseitigen Respekt für die Autonomie und Unabhängigkeit der Organisationen, ihrer Kampfformen, ihrer Organisationsweisen, ihrer internen Prozesse der Entscheidungsfindung, ihrer legitimen Vertreter, ihrer Ziele und Forderungen; und ja zu einer klaren Verpflichtung der gemeinsamen und koordinierten Verteidigung der nationalen Souveränität, mit unnachgiebiger Opposition zur beabsichtigten Privatisierung von Elektrizität, Erdöl, Wasser und natürlichen Ressourcen.

Das heißt, wir laden, wie man sagt, die politischen und sozialen linken Organisationen, die nicht registriert sind, und die Personen, die sich als links bekennen und keiner registrierten politischen Parteien angehören, dazu ein, sich mit uns zu einer Zeit, an einem Ort und in einer Weise zu treffen, die wir zur richtigen Gelegenheit vorschlagen werden, und eine landesweite Kampagne zu organisieren und alle möglichen Ecken unserer Heimat aufzusuchen, um das Wort unseres Volkes zu hören und zu organisieren. Das ist so ähnlich wie eine Kampagne, aber etwas ganz anderes, weil es keine Wahlkampagne ist.

Brüder und Schwestern:

Dies ist unser Wort, mit dem wir erklären:

Weltweit werden wir uns stärker mit den Widerstandskämpfen gegen den Neoliberalismus und für die Menschlichkeit verbrüdern.

Und wir werden diese Kämpfe unterstützen, wenn auch nur ein wenig.

Und wir werden mit gegenseitigem Respekt Erfahrungen, Geschichten, Ideen

und Träume austauschen.

In Mexiko werden wir das ganze Land bereisen, durch die Ruinen, die der neoliberale Krieg zurückgelassen hat, und durch die Oasen des Widerstandes, die dazwischen blühen.

Wir werden diejenigen suchen und finden, die diesen Boden und diesen Himmel so sehr lieben wie wir.

Wir werden von La Realidad bis Tijuana nach jenen suchen, die sich organisieren und kämpfen wollen, um das zu errichten, was vielleicht die letzte Hoffnung ist, damit dieses Land, das mindestens seit der Zeit besteht, als ein Adler sich auf einen Nopal setzte, um eine Schlange zu verschlingen, nicht stirbt.

Wir kämpfen für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit für jene, denen sie verweigert werden.

Wir kämpfen für eine andere Politik, für ein linkes Programm und eine neue Verfassung.

Wir laden die Indígenas, Arbeiter, Campesinos, Lehrer, Studenten, Hausfrauen, Nachbarn, Kleineigentümer, Kleinhändler, Kleinunternehmer, Pensionäre, Behinderte, Glaubensmänner und -frauen, Wissenschaftler, Künstler, Intellektuelle, Jugendliche, Frauen, alte Menschen, Homosexuelle und Lesben, Jungen und Mädchen, dazu ein, sich auf individuelle oder kollektive Weise direkt mit den Zapatisten an dieser NATIONALEN KAMPAGNE zu beteiligen, um eine andere Form des Politikmachens zu schaffen, für ein nationales und linkes Kampfprogramm, und für eine neue Verfassung.

Und das ist unser Wort darüber, was wir tun werden und wie wir es tun werden. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie sich dem anschließen wollen.

Und wir sagen den Männern und Frauen, die gute Absichten in ihrem Herzen tragen, die mit diesem Wort, das wir sagen, einverstanden sind und keine Angst haben, oder die vielleicht doch Angst haben, aber diese beherrschen, dass sie öffentlich sagen sollen, ob sie mit dieser Idee, die wir vorstellen, einverstanden sind, und dann können wir gemeinsam über das wer und wie und wo und wann dieses neuen Schrittes im Kampf entscheiden.

Während Sie darüber nachdenken, möchten wir Ihnen sagen, dass heute, im sechsten Monat des Jahres 2005, wir Männer, Frauen, Kinder und alten Menschen der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, uns entschieden und diese Sechste Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald bereits unterzeichnet haben, die, die schreiben können mit ihrer Unterschrift, und die, die es nicht können mit ihrem Fingerabdruck, aber die, die nicht schreiben können, sind schon weniger geworden, weil die Schulbildung bereits Fortschritte gemacht hat, hier auf dem Gebiet in Rebellion für die Menschlichkeit und gegen den Neoliberalismus, das heißt auf zapatistischem Land und Himmel.

Und dies war unser einfaches Wort, gerichtet an die edlen Herzen der einfachen und bescheidenen Menschen, die Widerstand leisten und gegen die Ungerechtigkeiten auf der ganzen Welt rebellieren.



DEMOKRATIE! FREIHEIT! GERECHTIGKEIT!

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.

Das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee - Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, im sechsten Monat, das heißt im Juni des Jahres 2005




quelle:
  • gruppe B.A.S.T.A.
  • EZLN

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