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ARCHIV EZLN
aus den bergen des mexikanischen südostens.

das geheime revolutionäre indigene komitee - generalkommandantur der zapatistischen armee, im sechsten monat, das heißt im juni des jahres 2005


www.ezln.org
ZAPATISTISCHE ARMEE DER NATIONALEN BEFREIUNG

SECHSTE ERKLÄRUNG AUS DER SELVA LACANDONA


Dies ist unser einfaches Wort
I - VON DEM WAS WIR SIND


II.- WO WIR JETZT SIND

Also dachten wir Zapatistas, dass es nicht genug sei, den Dialog mit der Regierung abzubrechen, sondern dass der Kampf fortgesetzt werden müsse trotz jener faulen Parasiten, die die Politiker sind. Die EZLN beschloss also, allein und von ihrer Seite, die (entsprechend "unilaterale", weil nur einseitige) Erfüllung der Vereinbarungen von San Andrés über die Rechte und Kultur der Indígenas. Vier Jahre lang, seit Mitte 2001 bis Mitte 2005, haben wir uns dieser Aufgabe gewidmet, und auch anderen Aufgaben, die wir Ihnen nennen möchten.


Nun, also begannen wir, die rebellischen autonomen Zapatista-Bezirke aufzubauen. So organisierten sich die Völker, um zu regieren und sich selbst zu regieren, und um stärker zu werden. So ist die autonome Regierung nicht etwa eine Erfindung der EZLN, sondern sie ist aus mehreren Jahrhunderten indigenen Widerstands und aus der zapatistischen Erfahrung selbst gewachsen und ist wie eine Selbstregierung der Gemeinden. Das heißt, es kommt keiner von draußen und regiert, sondern die Völker entscheiden selbst unter sich, wer regiert und wie regiert wird, und wenn der Regierende nicht gehorcht, wird er abgesetzt. Das heißt, wenn der, der regiert, dem Volk nicht gehorcht, wird er als Autorität abgesetzt und jemand anders übernimmt.



Aber dann sahen wir, dass die autonomen Bezirke nicht alle die gleichen Bedingungen hatten, sondern das ein Teil weiter war und mehr Unterstützung von der Zivilgesellschaft bekam, während andere mehr vergessen wurden. Es musste also etwas organisiert werden, um das anzugleichen. Und wir sahen auch, dass sich der für das Politisch-Militärische der EZLN zuständige Teil in die Entscheidungen einmischte, die eigentlich Aufgabe der demokratischen Autoritäten waren, die "zivil" genannt werden. Hier ist das Problem, dass der politisch-militärische Teil der EZLN nicht demokratisch ist, denn es ist eine Armee, und wir sahen, dass es nicht gut ist, dass an der Spitze das Militärische steht und unten das Demokratische, denn das Demokratische darf nicht militärisch entschieden werden, sondern umgekehrt: oben sollte das Demokratische politisch regieren und unten das Militärische gehorchen. Oder vielleicht noch besser, dass es kein unten gibt, sondern alles auf einer Ebene ist, ohne Militär, deswegen sind die Zapatistas Soldaten, damit es keine Soldaten mehr gibt. Gut, aber um dieses Problem zu lösen, begannen wir, das Politisch-Militärische von den autonomen und demokratischen Organisationsformen der zapatistischen Gemeinden zu trennen. Und so wurden Aktionen und Entscheidungen, die zuvor Aufgabe der EZLN gewesen waren, nach und nach auf demokratisch gewählte Verteter der Völker übertragen. Das ist natürlich leicht gesagt, aber in der Praxis schwer umzusetzen, denn es dauert viele Jahre, erst die Kriegsvorbereitung und dann der Krieg selbst, und man gewöhnt sich an das Politisch-Militärische. Aber wie auch immer, wir haben es umgesetzt, weil so unsere Art ist, das, was wir sagen, tun wir auch, denn wenn nicht, warum sollten wir es dann sagen, wenn wir es dann nicht tun.

Und so entstanden die Juntas der Guten Regierung im August 2003, und mit ihnen ging der Prozess des Selbst-Lernens und der Ausübung des Prinzips des "gehorchend Regierens" weiter.

Seitdem und bis Mitte 2005 gab die Führung der EZLN keine Anordnungen mehr in zivilen Angelegenheiten, aber sie begleitete und unterstützte die demokratisch von den Völkern gewählten Vertreter und achtete außerdem darauf, dass die Völker und die nationale und internationale Zivilgesellschaft immer gut darüber informiert wurden, welche Unterstützungen ankamen und was damit geschah. Und so ging die Aufgabe der Beaufsichtigung der Guten Regierung auf die zapatistischen Unterstützungsbasen über, mit zeitlich begrenzter Übernahme von Verantwortung, so dass alle Männer und Frauen lernen, diese Aufgabe zu übernehmen. Denn wir denken, dass ein Volk, das seine Regierung nicht beaufsichtigt, zur Sklaverei verdammt ist, und wir kämpfen dafür, frei zu sein und nicht dafür, aller sechs Jahre den Sklavenhalter zu wechseln.

Die EZLN hat in diesen 4 Jahren auch die Unterstützungen und die Kontakte in Mexiko und in die ganze Welt an die Juntas der Guten Regierung und die Autonomen Bezirke übergeben, die in diesen Jahren des Krieges und Widerstandes erreicht wurden. Außerdem baute die EZLN in dieser Zeit eine wirtschaftliche und politische Unterstützung auf, die es den zapatistischen Gemeinden ermöglicht, mit weniger Schwierigkeiten in der Schaffung ihrer Autonomie und der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen voranzukommen. Das ist nicht viel, aber immerhin viel mehr, als es vor dem Aufstand im Januar 1994 gab. Wenn Sie sich eine der Studien, die die Regierungen durchführen, anschauen, werden Sie sehen, dass die einzigen indigenen Gemeinden, deren Lebensbedingungen sich verbessert haben, was Gesundheitsversorgung, Bildung, Wohnsituation betrifft, diejenigen sind, die sich auf zapatistischem Gebiet befinden, das heißt, wie wir sagen, wo unsere Völker sind. Und all das war möglich durch das Vorangehen der zapatistischen Dörfer und die sehr große Unterstützung, die von guten und edlen Menschen kam, die wir "Zivilgesellschaften" nennen, und von ihren Organisationen auf der ganzen Welt. Als wenn all diese Menschen das "eine andere Welt ist möglich" wahr gemacht hätten, aber mit Taten und nicht nur mit bloßen Worten.

Und so haben die Völker gute Fortschritte gemacht. Jetzt sind es mehr Compañeros und Compañeras, die lernen, Regierung zu sein. Außerdem, wenn auch nach und nach, nehmen immer mehr Frauen an der Arbeit teil, aber es fehlt noch manchmal an Respekt gegenüber den Compañeras und der Bereitschaft, sie in die Aufgaben des Kampfes einzubeziehen. Und dann hat sich mit den Juntas der Guten Regierung auch die Koordinierung der Autonomen Bezirke untereinander und die Lösung von Problemen mit anderen Organisationen und mit den offiziellen Behörden verbessert. Und auch die Projekte in den Gemeinden haben sich verbessert, Projekte und Unterstützungen, die von der Zivilgesellschaft der ganzen Welt kommen, werden gerechter verteilt: Gesundheitsversorgung und Bildung haben sich verbessert, obwohl es noch lange nicht ideal ist, ebenso was Wohnsituation und Ernährung betrifft, und in einigen Gebieten hat sich das Landproblem entschärft, da die wiedergewonnenen Ländereien und Fincas aufgeteilt wurden, aber es gibt immer noch Gebiete, denen es an Land zum Anbauen mangelt. Und es hat sich auch die Unterstützung der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft verbessert, denn vorher ging jeder dahin, wo er gerade hinwollte, aber jetzt schicken die Juntas der Guten Regierung die Leute dahin, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Und aus demselben Grund lernen immer mehr Compañeros und Compañeras überall, mit den Menschen aus anderen Teilen Mexikos und der Welt umzugehen, sie lernen, zu respektieren und Respekt einzufordern, sie lernen, dass es viele Welten gibt und alle ihren Platz, ihre Zeit und ihre Art haben, und dass so gegenseitiger Respekt unter allen Menschen herrschen muss.

Nun, wir, die Zapatistas der EZLN, widmen uns derzeit unserer größten Kraft, nämlich den Völkern, die uns unterstützen. Und ein wenig hat sich die Situation schon verbessert, das heißt, es gibt niemanden, der sagt, die zapatistische Organisation und der zapatistische Kampf seien umsonst gewesen, sondern dass, auch wenn sie uns alle umbringen, unser Kampf doch etwas genützt hat.


Aber nicht nur die zapatistischen Völker sind gewachsen, sondern auch die EZLN. Denn in dieser Zeit wurde unsere gesamte Organisation von neuen Generationen erneuert. Oder anders ausgedrückt, sie gaben ihr neue Kraft. Die Comandantes und Comandantas, die zu Beginn des Aufstandes 1994 im Erwachsenenalter waren, haben heute die Weisheit, die sie in 12 Jahren des Krieges und des Dialoges mit Tausenden Menschen und Frauen auf der ganzen Welt gewonnen haben. Die Mitglieder des CCRI, der zapatistischen politisch-organisatorischen Leitung, beraten und orientieren nun die Neuen, die unserem Kampf beigetreten sind, und die, die leitende Positionen übernehmen werden. Seit geraumer Zeit haben die "Komitees" (wie wir sie nennen) eine neue Generation von Comandantes und Comandantas vorbereitet, die nach einer Zeit der Ausbildung und der Probe beginnen, die organisatorischen Aufgaben der Befehlsgewalt kennenzulernen und auszuführen. Und unsere aufständischen Männer und Frauen, die Männer und Frauen der Milizen, die lokalen und regionalen Verantwortlichen und die Unterstützungsbasen, die zu Beginn des Aufstandes Jugendliche waren, sind heute reife Männer und Frauen, Kampfveteranen und Respektpersonen in ihren Einheiten und Gemeinden. Und die, die in jenem Januar 1994 Kinder waren, sind nun Jugendliche, die im Widerstand gewachsen sind und in der würdigen Rebellion von den Erwachsenen in diesen 12 Jahren des Krieges erzogen wurden. Diese Jugendlichen haben eine politische, technische und kulturelle Bildung erfahren, die wir, die wir die zapatistische Bewegung ins Leben riefen, nicht hatten. Diese Jugend bereichert heute mehr und mehr unsere Truppen und besetzt auch immer mehr Führungspositionen der Organisation. Und, nun, wir alle haben die Täuschungen der mexikanischen Politklasse und die Zerstörungen, die ihre Aktionen in unserem Land hervorrufen, gesehen. Und wir haben die großen Ungerechtigkeiten und Verbrechen gesehen, die die neoliberale Globalisierung auf der ganzen Welt verübt. Aber dazu sagen wir Ihnen später etwas.



So hat die EZLN in den 12 Jahren des Krieges, der militärischen, politischen, ideologischen und wirtschaftlichen Angriffe, der Belagerung, der Feindseligkeiten, der Verfolgung, Widerstand geleistet, und sie haben uns nicht besiegt, wir haben uns weder verkauft noch ergeben, und wir haben Fortschritte gemacht. Viele Compañeros aus vielen Orten haben sich dem Kampf angeschlossen, so dass wir, anstatt nach so vielen Jahren schwächer zu werden, stärker werden. Sicher gibt es Probleme, die gelöst werden können, indem das Politisch-Militärische vom Zivilen-Demokratischen besser getrennt wird. Aber es gibt Ziele, die wichtigsten, wie unsere Forderungen, für die wir kämpfen, die nicht völlig erreicht worden sind.

Nach unserem Ermessen und dem, was wir in unserem Herzen sehen, sind wir an einem Punkt angekommen, an dem wir nicht weiterkommen können, und an dem wir außerdem alles verlieren könnten, was wir haben, wenn wir so bleiben, wie wir sind und nichts mehr tun, um weiter fortzuschreiten. Das heißt, dass der Moment gekommen ist, wieder alles zu riskieren und einen gefährlichen Schritt zu wagen, der es aber wert ist. Denn vielleicht können wir vereint mit anderen sozialen Sektoren, die unter den gleichen Entbehrungen wie wir leiden, das erreichen, was wir brauchen und was wir wert sind. Ein neuer Schritt nach vorn im indigenen Kampf ist nur möglich, wenn sich der Indígena zusammenschließt mit den Arbeitern, Bauern, Studenten, Lehrern, Angestellten … also mit den Arbeitern aus Stadt und Land.


III - WIE WIR DIE WELT SEHEN
IV - WIE WIR UNSER LAND SEHEN
V - WAS WIR TUN WOLLEN
VI - WIE WIR DAS TUN WOLLEN.


DEMOKRATIE! FREIHEIT! GERECHTIGKEIT!

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.

Das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee - Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, im sechsten Monat, das heißt im Juni des Jahres 2005




quelle:
  • gruppe B.A.S.T.A.
  • EZLN

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