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GEFANGENE
gefangenensolidarität - antirepression - selbstschutz

 solidarität mit den GEFANGENEN aus ATENCO / mexico


ATENCO GEFANGENE



Bericht von Gefangenen nach den Auseinandersetzungen in Atenco, Mexiko
Maria Sostres berichtet über ihre Festnahme in San Salvador Atenco am 4. Mai, den Transport in das Gefängnis Santiaguito und ihre Abschiebung nach Spanien.

"Wir waren als Fotografinnen nach Mexiko gekommen, um mit den indigenen Gemeinden in Chiapas zu arbeiten und schlossen uns der ?Anderen Kampagne? an. Als wir erfuhren, was in Atenco geschah, machten wir uns auf den Weg dorthin. Wir erreichten Atenco in der Nacht, an den Ein- und Ausgängen der Gemeinde waren bereits Barrikaden errichtet. Es war etwa 6 Uhr morgens, als die Polizei angriff.
Wir waren kaum 300, die Polizei kam mit etwa 3000 Mann. Sie beschossen uns mit allem möglichen: Von Tränengas bis zu scharfer Munition. Wir flohen vor der Polizei ins Dorf. Aber die Straßen waren voll mit Greiftruppen. Schließlich öffnete uns eine Frau die Tür zu ihrem Haus. So schafften wir es, uns mit acht weiteren Personen, zwei Stunden lang in einer Wohnung zu verstecken. Wir hörten, wie die Polizei begann, Haustüren einzutreten, angeblich, um nach entführten Polizisten zu suchen. Auf diese Weise fanden sie uns, drücken uns mit dem Gesicht zu Boden, zogen uns Kapuzen über und fesselten unsere Hände. Im Innen-hof des Hauses wurden wir nach unseren Namen gefragt und gefilmt, sie begannen uns zu beschimpfen und zu schlagen. Anschließend warfen sie uns auf die Ladefläche eines Transporters, schlugen uns mit Knüppeln und traten auf uns ein.
Wegen unserer spanischen Herkunft beschimpften sie uns als etarras (Mitglieder der ETA), nannten uns Nutten und so weiter. Später wurden wir auf ein größeres Fahrzeug umgeladen. Dort riefen sie uns namentlich auf, ich glaube wir waren achtunddreißig, dann fielen sie über die Frauen her. Sie machten alles mit uns. Da wir Säcke über den Köpfen hatten, konnten wir nicht sehen wer, sie waren. Ich konnte nur die Stiefel der Polizisten erkennen und dass der Boden voller Blut war. Und ich hörte die Schmerzensschreie der Anderen. Die sexuellen Übergriffe will ich nicht weiter beschreiben. Aber sie zogen uns aus, sie zerrissen uns die Kleider und unzählige Hände begrapschten meinen Unterleib.
Versuchten wir, mit einander zu sprechen schlugen sie uns wieder, schrien uns an und lachten. All das passierte während der Fahrt von Atenco nach Toluca. In Toluca wurden wir in das Gefängnis Santiaguito gebracht, wo Nicht-MexikanerInnen von MexikanerInnen und Männer von Frauen getrennt wurden. Fünf Minuten nach unserer Ankunft nahmen sie uns die Säcke vom Kopf und die Handschellen ab. Sie reinigten mir meine blutig geschlagene Nase. Aber mein Hemd und meine Hose waren völlig zerfetzt und mein BH fehlte. Mein ganzer Körper schmerzte.
Sowohl den Leuten im Gefängnis, als auch später auf der Migrationsbehörde erzählten wir, was die Polizisten mit uns gemacht hatten, welchen Erniedrigungen wir ausgesetzt waren. Aber sie alle sagten uns, dass das nicht ihr Problem sei. Sie drohten uns mit Haftstrafen von bis zu einem Jahr an. Man zwang uns, irgendwelche Dokumente und Erklärungen zu unterschreiben. Auskünfte erhielten wir keine, es kamen nur ständig neue Anwälte, die auch nicht mehr sagten als, dass wir ein lange Zeit im Gefängnis verbringen würden. Wir begannen zu glauben, sie würden eine Anklage erfinden und wir wohl nicht mehr so schnell aus dem Knast kämen.
Auf der Migrationsbehörde bekamen wir Besuch vom spanischen Konsul in Mexiko. Auch ihn informierten wir über die erlittenen Erniedrigungen und Menschenrechtsverletzungen. Der Konsul meinte, man würde dem nachgehen, gewährte uns jedoch keine Rechtshilfe und beschränkte sich darauf, unsere Familien in Spanien zu benachrichtigen.
Gegen fünf Uhr wurden wir zu einem Auto geführt, auf die Frage, wohin wir gebracht würden, behaupteten sie, auf eine Behörde in Polanco, doch sie fuhren uns direkt zum Flughafen. Wir erklärten, dass uns die Einsatzkräfte in Atenco alles geklaut hätten, doch sie lachten nur.
Ohne medizinische Versorgung und ohne rechtliche Unterstützung wurden wir mehrere Stunden in einer Arrestzelle auf dem Flughafen festgehalten. Dort wurden wir nochmals gefilmt und bedroht. Schließlich wurden wir in ein Flugzeug nach Paris gesetzt und bis nach Barcelona von zwei mexikanischen Polizeibeamten begleitet. Noch immer leide ich unter den Folgen der Misshandlungen. Zuletzt war ich im Krankenhaus, weil mir Blut aus den Ohren lief."

In Briefen berichteten Gefangene aus dem Knast in Almoloyita, dass sie von Polizeibeamten während ihrer Festnahme und der sechsstündigen Fahrt ins Gefängnis brutal geschlagen und mit dem Tod bedroht wurden.

Ein Mann beschreibt seine Festnahme: "Am 3. Mai circa um 16 Uhr rückten Polizisten und Beamte der Spezialeinheit vor. Es waren noch mehr Aufstandsbekämpfungsbeamte gekommen mit Gewehren, die Gasgranaten abschießen, Langwaffen und Pistolen. Unser Haus war umstellt, und sie begannen, mit Tränengas anzugreifen. Sie brachen die Türen der Nachbarhäuser auf, um übers Dach ins Haus zu kommen. Drinnen schlugen sie mit Schlagstöcken und Waffen auf die Compañeros in den Zimmern ein, auch auf die, die schon verletzt waren. Die Frauen wurden misshandelt, sie zogen ihnen die BHs aus, begrabschten ihre Brüste und den Genitalbereich. Sie haben nicht aufgehört, uns zu schlagen, bis wir auf den Polizeifahrzeugen waren. Einige wurden kriechend die Treppen herunter geschleift und auch auf dem Boden liegend weiter geschlagen. Die meisten von uns haben Kopfverletzungen. Viele von uns konnten nichts mehr sehen oder waren bewusstlos vom Tränengas." von M.



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