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stellungnahme von unterstützerInnen der YORCK 59 zur räumung


www.yorck59.net BERLIN. 23. JUNI 2005.
Unsere Stellungnahme zu einem nicht so schönen Foto im Tagesspiegel im Zuge der Räumung der Yorckstr.59 am 6. Juni 2005

Begeistert waren wir überhaupt nicht darüber, nach der Räumung unser Foto in der Zeitung sehen zu müssen (Tagesspiegel, 07.06.05). Mensch sah uns dort kniend vor einer Reihe von Bullen. Aufgrund der unverschämten Äußerungen des Berliner Polizeipräsidenten Glietsch, der u.a. meinte, wir hätten uns freiwillig dort hingekniet (wie die taz berichtete, am 14.06.05), sehen wir uns nun gezwungen, dazu Stellung zu beziehen.

Freiwillig geht anders!
Wir waren solidarisch mit den BewohnerInnen der Yorckstr. 59 in dem Haus geblieben, um die Räumung des Projektes zu behindern. Als das SEK in das Haus einbrach, war für die Bullen eindeutig erkennbar, dass niemand von uns hier eine Auseinandersetzung mit den maskierten und schwer bewaffneten Sondereinsatzkräften beginnen würde. Verständlicher Weise. Wir wurden angegriffen, mit Fausthieben und Drohungen, einige von uns wurden mit ca. 1,5 m langen Holzschlägern vor den Kopf geschlagen und verletzt. Das SEK überreichte uns dann an die mit in den Raum getretenen PolizistInnen, die weiter mit Fäusten auf uns einschlugen und uns Richtung Treppe schuppsten. Im Treppenaufgang wurden wir jeweils von ein oder zwei PolizistInnen gepackt und nach unten gebracht. Einer Frau wurde absichtlich die Brille abgenommen, um diese dann vor ihren Augen zu zertreten. Danach wurde sie die Treppe runtergezerrt - an den Haaren und auf dem Rücken liegend. Ein anderer der dort eingesetzten Beamten war betrunken, er stank nach Alkohol und konnte nur noch schwer gerade laufen. Dieser Betrunkene tat sich durch nicht kontrollierbares aggressives Agieren hervor. Er stieß mit seinem Helm immer wieder gegen den Kopf »seines« Gefangenen und machte gleichzeitig diesen lallend an, er sei selbst für sich und seinen Kopf verantwortlich. Alleine zu sein mit einen offensichtlich besoffenen Schläger, der den Schutz seiner Uniform ausnutzt, um seinen Gewalthandlungen nachzukommen, das produzierte natürlich Angst und Panik.

In dem Hof der Yorckstr. 59 angekommen, wurden wir gezwungen, uns vor die BeamtInnen auf den Boden zu knien. Dieses Zwingen verlief recht unsanft, einige von uns wurden auf den Boden gedrückt, einigen waren die Hände schmerzhaft auf den Rücken gedreht, alle wurden aufgefordert sich hinzuknien. Dann hatte die Presse ausreichend Zeit, von uns nun Knienden Fotos zu machen. Die Äußerung des Polizeipräsidenten, wir hätten uns freiwillig vor die PolizistInnen gekniet, ist zynisch und zusätzlicher Hohn.

Das in die Knie zwingen war ein Symbol
Wir schreiben diese Stellungnahme aber nicht, weil wir meinen, hier wäre eine demokratische Polizei aus Versehen zuweit gegangen, dass nun die »schwarzen Schafe« zu identifizieren seien, damit die Legitimation des Polizeiapparates als Ordnungsinstanz wieder hergestellt werden kann. Es geht uns nicht um eine Skandalisierung der Bullenaktion. Für uns ist, was passiert ist, nicht sehr unerwartet gewesen. Vielmehr offenbarten diese Vorkommnisse unserer Ansicht nach Momente der institutionellen Funktion der repressiven Verfolgungsorgane der BRD.

Das »In-die-Knie-zwingen« vor den Kameras der Berliner Presse sollte ein Exempel statuieren an allen mit der Yorckstr. 59 solidarischen Menschen. Es ging dabei darum, uns öffentlich zu demütigen und ein eindeutiges Bild von "Sieger und Besiegte" zu produzieren. Die Message der Bullen war: Wenn ihr denen helft, demütigen wir euch öffentlich. Ihr habt keine Chance, weil wir die Gewalt haben. In der Öffentlichkeit dienen solche Akte der Stigmatisierung und Diskreditierung von Widerstand, in diesem Fall von Widerstand gegen die sich in all ihrer Schärfe zeigende neoliberale Umstrukturierung der Stadt und der damit verbundenen Vertreibungen von ärmeren MieterInnen und politischen Projekten aus Innenstadtbezirken. Gleichzeitig legitimiert eine solche Behandlung die eingesetzte Gewalt - denn das »Sich-hin-knien-müssen« ist ein Zeichen der vermeindlichen Gefährlichkeit der dort Gefangenen. Es ist die Pose einer gewaltsamen Unterwerfung - öffentlich inszeniert und in erster Linie auf ihre mediale Wirksamkeit ausgerichtet.

Das Vorgehen der Polizei hatte System
Dabei haben die PolizistInnen natürlich nicht spontan und »autonom« reagiert, als sie uns in die Knie zwangen. Es war die Durchführung eines antrainierten Schemas im Umgang mit Gefangenen, die brutalen Übergriffe während der Räumung waren geübte gewaltförmige Einschüchterungstaktiken, keine Exesse der Gewalt von einzelnen Psychopathen. Hier zeigte sich die zentrale Funktion der Polizei als militärisch disziplinierter Apparat, der effektiv innerstaatliche Repression organisiert. Das dient der gewaltsamen Sicherung von privaten Kapitalinteressen und der Durchsetzung kapitalistischer Eigentumsverhältnisse.

Wenn wir uns das vor Augen halten, bekommt die öffentliche Demütigung von uns als exemplarische BewohnerInnen der Yorckstr. 59 vor laufender Kamera eine neue Komponente. Sie lenkt ab von der eigentlich offensichtlichen Funktion der Polizei: Hier im konkreten Fall Schlägertrupp zu sein für die Privatinteressen eines Herrn Walter und Herrn Marweld.


-Einige der Leute im Hof der Yorck59-
Berlin, Juni 2005



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