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ARCHIV EZLN
aus den bergen des mexikanischen südostens.

das geheime revolutionäre indigene komitee - generalkommandantur der zapatistischen armee, im sechsten monat, das heißt im juni des jahres 2005


www.ezln.org
ZAPATISTISCHE ARMEE DER NATIONALEN BEFREIUNG

SECHSTE ERKLÄRUNG AUS DER SELVA LACANDONA


Dies ist unser einfaches Wort
I - VON DEM WAS WIR SIND
II - WO WIR JETZT SIND


III.- WIE WIR DIE WELT SEHEN

Jetzt werden wir Ihnen erklären, wie wir Zapatisten das, was auf der Welt geschieht, sehen. Wir sehen, dass der Kapitalismus heute die stärkste Macht ist. Kapitalismus ist ein soziales System, das heißt eine Form, wie innerhalb einer Gesellschaft die Dinge und Personen organisiert sind, und wer etwas hat und wer nichts hat, und wer befiehlt und wer gehorcht. Im Kapitalismus gibt es einige, die Geld haben, also Kapital und Fabriken und Geschäfte und Felder und viele Dinge, und es gibt andere, die nichts haben außer ihrer Kraft und ihrem Wissen zu arbeiten; und im Kapitalismus haben jene das Sagen, die das Geld und die Dinge besitzen, und es gehorchen jene, die nichts anderes besitzen als ihre Arbeitskraft.



Und deshalb bedeutet Kapitalismus, dass es einige Wenige gibt, die große Reichtümer besitzen, aber nicht weil sie einen Preis gewonnen oder ein Schatz entdeckt oder eine Erbschaft gemacht hätten, sondern weil sie diese Reichtümer durch die Ausbeutung der Arbeit Vieler gewonnen haben. Das heißt, Kapitalismus basiert auf der Ausbeutung der Arbeiter, was bedeutet, dass die Arbeiter ausgepresst werden und ihnen alles an Gewinn, was nur geht, abgenommen wird. Das geschieht auf ungerechte Art, denn die Arbeiter bekommen nicht das bezahlt, was ihre Arbeit wirklich wert ist, sondern sie erhalten nur ein Gehalt, das gerade ausreicht, um ein wenig zu essen und sich ein wenig auszuruhen, um am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen und ausgebeutet zu werden, sei es auf dem Land oder in der Stadt.



Der Kapitalismus gewinnt seine Reichtümer auch durch Plünderung, das heißt durch Raub, weil er anderen das wegnimmt, wonach er strebt, zum Beispiel Land und natürliche Ressourcen. Das heißt, Kapitalismus ist ein System, in dem die Diebe frei sind und bewundert und als gutes Beispiel hingestellt werden.



Und, zusätzlich zur Ausbeutung und Plünderung, unterdrückt Kapitalismus auch, weil er jene, die gegen die Ungerechtigkeit rebellieren, einsperrt und tötet.



Das, was den Kapitalismus am meisten interessiert, sind Waren, weil sie Gewinn einbringen, wenn sie gekauft und verkauft werden. Und deshalb verwandelt der Kapitalismus alles in eine Ware; er macht die Menschen, die Natur, die Kultur, die Geschichte, das Gewissen zu Ware. Dem Kapitalismus zufolge muss alles gekauft und verkauft werden können. Und er versteckt alles hinter Waren, damit wir die Ausbeutung nicht wahrnehmen, die er betreibt. Und die Waren werden dann auf einem Markt gekauft und verkauft. Und deshalb dient der Markt nicht nur zum Kaufen und Verkaufen, sondern er dient auch dazu, die Ausbeutung der Arbeiter zu verstecken. Auf dem Markt sehen wir zum Beispiel den Kaffee bereits verpackt, in einer sehr hübschen Tüte oder Dose, aber wir sehen nicht den Campesino, der bei der Ernte des Kaffees litt, und wir sehen nicht den Coyoten, der ihm nur sehr wenig für seine Arbeit bezahlte, und wir sehen nicht die Arbeiter in der großen Firma, die schufteten und schufteten, um den Kaffee zu verpacken. Oder wir sehen ein Gerät, mit dem man Musik hören kann, wie Cumbias, Rancheras oder Corridos, oder was jeder hören mag, und wir finden, dass es sehr gut ist, weil es einen guten Sound hat, aber wir sehen nicht die Arbeiterin in der Maquiladora, die für einen Hungerlohn stundenlang schuftete, um die Kabel und Einzelteile des Gerätes zusammenzufügen, und die weit entfernt von ihrer Arbeitsstelle lebt und viel Geld für die Fahrt ausgeben muss, und sich dabei auch noch in die Gefahr begibt, unterwegs entführt, vergewaltigt und ermordet zu werden, wie das in Ciudad Juárez in Mexiko geschieht.



Das heißt, auf dem Markt sehen wir Waren, aber wir sehen nicht die Ausbeutung, die hinter ihnen steckt. Und dann braucht der Kapitalismus viele Märkte . . . oder einen sehr großen Markt, einen Weltmarkt.



Und so kommt es, dass der Kapitalismus von heute nicht so ist wie zuvor, das heißt, dass sich die Reichen damit zufriedenen geben, die Arbeiter ihrer Länder auszubeuten, sondern heute befindet er sich auf einer Stufe, die sich Neoliberale Globalisierung nennt. Diese Globalisierung bedeutet, dass die Arbeiter nicht mehr nur in einem einzigen oder in mehreren Ländern beherrscht werden, sondern dass die Kapitalisten versuchen, alles auf der ganzen Welt zu beherrschen. Und die Welt, also der Planet Erde, wird auch "Erdglobus" genannt, und deshalb wird das "Globalisierung" genannt, das heißt, es betrifft die ganze Welt.



Hinter dem Neoliberalismus steckt die Idee, dass es dem Kapitalismus freisteht, die ganze Welt zu beherrschen, und dass man resignieren und sich damit abfinden muss und nicht aufbegehren darf, das heißt, nicht rebellieren. Der Neoliberalismus ist also so etwas wie die Theorie oder der Plan der kapitalistischen Globalisierung. Und der Neoliberalismus hat seine wirtschaftlichen, politischen, militärischen und kulturellen Pläne. In all diesen Plänen geht es darum, alle zu beherrschen, und wer nicht gehorcht, wird unterdrückt oder abschottet, damit er seine rebellischen Ideen nicht an andere weitergeben kann.



In der neoliberalen Globalisierung wollen die großen Kapitalisten, die in den mächtigen Ländern wie den Vereinigten Staaten leben, dass die ganze Welt wie ein großer Konzern wird, in dem Waren produziert werden, und wie ein großer Markt. Ein Weltmarkt, ein Markt, um alles auf der ganzen Welt zu kaufen und zu verkaufen, und um die ganze Ausbeutung auf der ganzen Welt zu verstecken.


Die globalisierten Kapitalisten mischen sich so überall ein, das heißt in allen Ländern, um ihre großen Geschäfte abzuschließen, also ihre großen Ausbeutungen. Und sie respektieren nichts und mischen sich ein, wie sie wollen. Das heißt, so als ob sie andere Länder erobern würden. Deshalb sagen wir Zapatisten, dass die neoliberale Globalisierung ein weltweiter Eroberungskrieg ist, ein Weltkrieg, ein Krieg, den der Kapitalismus um die Weltherrschaft führt. Und diese Eroberung wird manchmal mit Armeen geführt, die ein Land besetzen und es gewaltsam erobern. Aber manchmal geschieht das auch durch die Wirtschaft, das heißt, die großen Kapitalisten stecken ihr Geld in ein anderes Land, oder leihen ihm Geld, aber nur unter der Bedingung, dass es dann tut, was sie ihm sagen. Und sie mischen sich auch mit ihren Ideen ein, das heißt mit der kapitalistischen Kultur, die eine Kultur der Ware, der Profite, des Marktes ist.



Der Kapitalismus, der diese Eroberung ausführt, macht alles so, wie er es will, das heißt, er zerstört und verändert alles, was ihm nicht passt, und eliminiert alles, was ihn stört. Zum Beispiel stören ihn jene, die die Waren der Modernität weder produzieren noch kaufen noch verkaufen, oder jene, die gegen diese Ordnung rebellieren. Und die, die dem Kapitalismus nichts nützen, werden verachtet. Deshalb stören die Indigenas die neoliberale Globalisierung, und deshalb verachtet man sie und will sie eliminieren. Und der neoliberale Kapitalismus hebt auch die Gesetze auf, die ihn daran hindern, viel auszubeuten und viele Profite zu machen. Zum Beispiel wird durchgesetzt, dass alles gekauft und verkauft werden kann, und da der Kapitalismus das ganze Geld hat, kauft er auch alles. So zerstört der Kapitalismus die Länder, die er mit der neoliberalen Globalisierung erobert, aber er will auch alles anpassen oder neu erschaffen, aber auf seine Weise, das heißt so, wie es für ihn förderlich ist und ohne das, was ihn stört. So zerstört die neoliberale, also kapitalistische, Globalisierung das, was in diesen Ländern ist, sie zerstört ihre Kultur, ihre Sprachen, ihre Wirtschaftssysteme, ihre politischen Systeme, und sie zerstört auch die Weise, wie die Menschen dieser Länder zusammenleben. Das heißt, sie zerstört all das, was ein Land ausmacht.



Die neoliberale Globalisierung will also die Nationen der Welt zerstören und erreichen, dass es nur noch eine einzige Nation oder ein Land gibt, das Land des Geldes, des Kapitals. Und der Kapitalismus will auch, dass alles so läuft, wie er das gern hätte, das heißt, auf seine Weise, und alles was anders ist, mag er nicht und verfolgt es und greift es an, oder stellt es in einer Ecke ab und tut so, als ob es das nicht gäbe.



Um also, wie es heißt, zusammenzufassen, basiert der Kapitalismus der neoliberalen Globalisierung auf der Ausbeutung, der Plünderung, der Verachtung und der Unterdrückung jener, die sich nicht ergeben. Das heißt, genau wie vorher, nur jetzt eben globalisiert, weltweit.



Aber es ist nicht so einfach für die neoliberale Globalisierung, weil die Ausgebeuteten aller Länder sich nicht damit abfinden und nicht sagen, das man nichts machen kann, sondern sie rebellieren; und jene, die übrigbleiben und stören, leisten Widerstand und lassen sich nicht eliminieren. Und so sehen wir, dass auf der ganzen Welt die Ausgebeuteten zum Widerstand werden, um sich nicht zu ergeben, das heißt, sie rebellieren, und nicht nur in einem einzigen Land, sondern es gibt überall unglaublich viele davon, das heißt, so wie es eine neoliberale Globalisierung gibt, gibt es auch eine Globalisierung der Rebellion.



Und in dieser Globalisierung der Rebellion kommen nicht nur die Land- und Stadtarbeiter vor, sondern auch andere Männer und Frauen, die aus dem gleichen Grund verfolgt und verachtet werden, weil sie sich nicht beherrschen lassen wollen, so wie die Frauen, die Jugendlichen, die Indigenas, die Homosexuellen, die Lesbierinnen, die Transsexuellen, die Migranten und viele andere Gruppen, die es sowieso auf der ganzen Welt gibt, aber die wir erst sehen, wenn sie "ya basta" rufen, nämlich dass sie genug davon haben, verachtet zu werden, und sich erheben, und jetzt sehen wir sie und hören sie und verstehen sie.



Und wir sehen, dass all diese Gruppen von Menschen gegen den Neoliberalismus kämpfen, das heißt, gegen den Plan der kapitalistischen Globalisierung, und dass sie für die Menschlichkeit kämpfen.

Und bei allem, was wir sehen, sind wir sehr erstaunt über die Dummheit der Neoliberalisten, die mit ihren Kriegen und ihrer Ausbeutung die ganze Menschheit vernichten wollen, aber sind auch sehr glücklich zu sehen, dass es überall Widerstand und Rebellionen gibt, so wie unsere, die ein wenig klein ist, aber hier sind wir. Und das sehen wir auf der ganzen Welt, und unser Herz versteht, dass wir nicht alleine sind.



IV - WIE WIR UNSER LAND SEHEN
V - WAS WIR TUN WOLLEN
VI - WIE WIR DAS TUN WOLLEN.


DEMOKRATIE! FREIHEIT! GERECHTIGKEIT!

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.

Das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee - Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, im sechsten Monat, das heißt im Juni des Jahres 2005




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  • gruppe B.A.S.T.A.
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